Bin ich ein/e Young Carer?


 
 

Kümmerst du dich vielleicht überdurchschnittlich viel um jemand anderen? 

In vielen Familien kommt es vor, dass ein Mitglied eine Krankheit, eine Beeinträchtigung, psychische Probleme oder eine Sucht hat. Dass man in schwierigen Situationen füreinander da ist und sich hilft, ist normal und richtig. 

Manchmal kann das aber für Kinder und Jugendliche auch zum Problem werden. Nämlich dann, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse zu fest hinten anstellen müssen, Aufgaben übernehmen und vor Problemen stehen, die eigentlich nur Erwachsene lösen können und sich für Dinge verantwortlich fühlen, um die sich normalerweise die Erwachsenen kümmern.

 

 

Einkaufen und Haushalt 

  • Putzt du zu Hause regelmässig die Familienwohnung?

  • Bist du zuständig für die Einkäufe für deine Familie? 

  • Kochst du regelmässig alleine für deine Familie?

  • Wäschst du die Wäsche für deine ganze Familie?

  • Hast du die Verantwortung über das Haushaltsgeld und planst eure Ausgaben? 

 
 

Hast du manchmal das Gefühl, dass das auf dich zutrifft? Das Beantworten der folgenden Fragen kann dir helfen, herauszufinden, ob du ein/e Young Carer bist. Und ob du dir Hilfe holen solltest. 

Dass alle Familienmitglieder im Haushalt mithelfen, ist normal. Wenn aber ein grosser Teil der Arbeiten bei den Kindern liegt, kann das zu viel sein. Die Verantwortung für den Haushalt und die Kinderbetreuung sollte bei den Erwachsenen liegen. Wenn du die Person bist, die sich bei euch zu Hause hauptsächlich um den Haushalt und die Betreuung deiner Geschwister oder eines anderen Familienmitglieds kümmert, solltest du Unterstützung bekommen. Wenn dich keine Erwachsenen aus deiner Familie unterstützten können, dann Personen von ausserhalb.

 

 
 

Schule und Hausaufgaben

  • Hast du oft nicht genug Zeit, um deine Hausaufgaben zu erledigen oder auf Prüfungen zu lernen?

  • Bist du in der Schule oft so müde, dass du dem Unterricht nicht richtig folgen kannst?

  • Hast du oft Mühe, dich zu konzentrieren?

  • Kommst du regelmässig zu spät zur Schule, weil du dich um jemanden kümmerst (Geschwister, Eltern, Grosseltern)?

 
 

Jedem Schüler und jeder Schülerin passiert es hin und wieder, dass die Hausaufgaben nicht gemacht sind. Auch zu spät kommen wir alle manchmal. Wenn es allerdings fast täglich passiert, dann sollte man sich fragen, warum. Wenn es dir – wie vielen Young Carers – schwerfällt, in der Schule deine volle Leistung zu bringen, weil du in der Zeit, in der andere Hausaufgaben machen oder lernen, dich um ein Familienmitglied oder den Haushalt kümmerst, dann solltest du dir Unterstützung holen.
Wenn du in der Schule so müde bist, dass du nicht folgen kannst, kann das für dich ein grosser Nachteil sein.

 
 
 
 

 

Freunde und Freizeit

  • Hättest du gerne mehr Zeit, um einem Hobby nachgehen zu können?

  • Würdest du gerne mehr mit Kolleginnen und Kollegen abmachen, kannst aber nicht?

  • Hast du Hemmungen, Gleichaltrige nach Hause einzuladen, weil dir deine Situation zuhause unangenehm ist?

  • Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn du in deiner Freizeit nicht zuhause bist?

 
 
 

Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche Zeit mit Gleichaltrigen ausserhalb der Familie verbringen können. Niemand sollte auf Freunde oder Hobbies verzichten müssen, denn sie sind ein wichtiger Teil des Erwachsenwerdens. Wenn du mehrere der oben aufgeführten Fragen mit ja beantwortet hast, solltest du mit jemandem darüber sprechen.


 
 

Pflege, Medikamente und Suchtmittel

  • Kaufst du regelmässig rezeptpflichtige Medikamente für jemanden aus deiner Familie? 

  • Verabreichst du jemandem in deiner Familie regelmässig Medikamente oder hilfst bei der Einnahme? 

  • Übernimmst du regelmässig Pflegeaufgaben wie Hilfe bei der Körperhygiene oder Verbandswechsel?

  • Kaufst du Alkohol oder andere Suchtmittel für jemanden in der Familie? 

 
 

Wenn jemand vorübergehend krank ist in der Familie, ist es normal, dass man sich auch als Kind oder Jugendliche/r um die Person kümmert. Wenn die Krankheit lange dauert oder wenn du dich überfordert fühlst, braucht es Unterstützung von erwachsenen Fachpersonen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich an jemanden zu wenden, der/die dir hilft.

 
 
 
 

 
 

Wie geht es dir?

  • Bist du oft traurig, weil es jemandem in deiner Familie nicht gut geht?

  • Fühlst du dich oft müde und erschöpft?

  • Fühlst du dich überfordert, weil du das Gefühl hast, dass du einer kranken oder geschwächten Person in deiner Familie nicht genügend helfen kannst? 

  • Wünschst du dir, mit jemandem darüber zu reden, weisst aber nicht mit wem? 

 
 

Es ist wichtig, dass du über deine Gefühle sprichst. Du bist nicht allein mit solchen Problemen. Vielen anderen Jugendlichen geht es auch so. Und es gibt Personen, bei denen du Unterstützung findest.