Do you care?


 

Kennen Sie vielleicht Young Carers? Würden Sie ihn oder sie als solche erkennen?

 
 

Young Carers sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die sich regelmässig und massgeblich um ihnen nahestehende Personen mit einer chronischen Krankheit, Unfall, Beeinträchtigung, Gebrechlichkeit oder Sucht kümmern. Sie übernehmen dabei eine Verantwortung, die nicht altersgerecht ist. Dies kann schwerwiegende Folgen für ihr Leben haben. 


Studien zeigen, dass in der Schweiz etwa 8 Prozent aller 10- bis 15-Jährigen und 15 Prozent aller 16- bis 25-Jährigen Young Carers sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine oder einen Young Carer kennen, ist also gross. Auch gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sie nicht als solche erkennen. Warum?

 
 

Ein viel zu selten erkanntes Problem

Young Carers fallen im Alltag meist nicht auf. Denn sie geben sich Mühe, ihre Situation zu verbergen. Oft wissen nicht einmal ihre Kolleginnen und Kollegen oder ihre Lehrpersonen oder Arbeitgebenden, was sie zu Hause zusätzlich leisten. Gleichzeitig ist das Thema Young Carers in der Schweiz mehrheitlich unbekannt, auch bei Fachpersonen.

 

 

Young Carers zeigen sich nicht

Young Carers nehmen kaum Hilfe in Anspruch. Sei es, weil sie ihre Situation selbst als normal empfinden oder nicht daran glauben, dass sich etwas ändert, wenn sie darüber sprechen. Oft reden sie auch aus Scham nicht über ihre Situation. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Person, um die sie sich kümmern, psychisch erkrankt ist oder eine Suchterkrankung hat. So fallen sie im Schulalltag oft erst auf, wenn sie beispielsweise an Konzentrations- oder Schlafmangel leiden, regelmässig zu spät kommen, viele Absenzen haben oder ihre Schulleistungen schwächer werden.

 
 

Young Carers erkennen sich selbst nicht als solche

Viele Young Carers befinden sich schon seit dem frühsten Kindesalter in einer Pflege- und Unterstützungsrolle. Sie kümmern sich um ihre Geschwister, leisten ihren kranken Eltern Gesellschaft, helfen ihnen morgens aus dem Bett und/oder kümmern sich um den Haushalt. Ihnen fällt dabei oft nicht auf, dass sie Besonderes leisten und dies für sie eine äusserst belastende Situation darstellen kann. Ebenso wenig ist ihnen bewusst, dass sie Anspruch auf Hilfe haben.

 
 

Young Carers haben ein starkes Verantwortungsgefühl

Aufgrund ihrer Rolle und ihrer Betreuungsaufgaben haben Young Carers meist schon früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Sie verfügen oft über eine grosse Reife und hohe soziale Kompetenzen.

 
 

Young Carers haben Angst, entdeckt zu werden

Viele Young Carers sprechen aus Sorge vor negativen Konsequenzen nicht über ihre Rolle. Sie haben Angst, dass Sozialdienste oder Kinderschutzbehörden sie aus ihrer vertrauten Umgebung nehmen und sie dann ihrer Verpflichtung als betreuende Angehörige nicht mehr nachkommen können und ihre Liebsten im Stich lassen. Auch befürchten sie negative Konsequenzen für die Person(en), um die sie sich kümmern, und halten ihre Rolle aus Loyalität zu diesen geheim.

 
 

Was bedeutet es, Young Carer zu sein? 

In ihren Studien beschreiben die Forscher und Forscherinnen folgende Auswirkungen, die die Rolle als Young Carer auf Betroffene haben kann: 

 
 

Positiv:

  • Persönliche Reife

  • Erlernen von Skills fürs Leben

  • Stolz auf die eigene Leistung und Fähigkeit

 
 

Negativ:

  • Minderleistung in der Schule oder Ausbildung

  • Erschwerter Einstieg ins Berufsleben

  • Psychische Belastung (Ausgrenzung, Stigmatisierung, erhöhtes Risiko für psychische Krankheiten)

  • Körperliche Überlastung durch die Care-Aufgabe (erhöhtes Risiko für physische Krankheiten)

  • Erschwerte Bedingungen, den eigenen Lebensentwurf zu verwirklichen

 
 

Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter

Für Young Carers kann es schwierig sein, die Anforderungen des Lehrbetriebs oder Arbeitsplatzes mit ihren Betreuungsaufgaben zu vereinen. Sie sind darum im Vergleich zu Gleichaltrigen häufiger ohne Ausbildung oder bezahlte Beschäftigung. Zudem haben Young Carers oft wenig Zeit für individuelle Freizeit und sind isoliert. Aufgrund ihrer besonderen Situation werden sie nicht selten auch Opfer von sozialer Stigmatisierung und Mobbing und sind während ihres gesamten Lebens häufiger sozialer Ausgrenzung ausgesetzt.

 

 

Lassen Sie uns darüber reden! 

Damit Young Carers die Angst vor Diskriminierung ablegen, sich outen und Unterstützung beanspruchen können, muss das Thema in unserer Gesellschaft enttabuisiert werden. Dazu braucht es Aufklärung, Information und Sensibilisierung. Das Rote Kreuz Basel übernimmt in der Region – im Sinne eines Informations- und Koordinationszentrums – die Anwaltschaft für das Thema.

 
 

Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie eine junge Person kennen, die eventuell ein/e Young Carer sein könnte, Sie diese unterstützen möchten und unsicher sind, was Sie tun können.

Lernen Sie im E-Learning “Basismodul Young Carers” Lydia und Gil kennen, erfahren Sie mehr über das Leben von Young Carers und dazu, welche Hilfe sie brauchen.